<126> glichen, bei dem alle Entwürfe der Generale der Entscheidung eines alten Priesters unterworfen waren, der ohne jede Kenntnis des Krieges und des Kriegsschauplatzes wichtige Pläne oft ganz verkehrt billigte oder verwarf. Dies war in Wirklichkeit das Mirakel, welches das Haus Österreich rettete. Wäre man klüger zu Werke gegangen, so war sein Untergang unvermeidlich.

Sobald die Ratifikationen des Friedensschlusses zwischen Preußen und Österreich ausgetauscht waren, garantierte ihn der König von England aufs feierlichste unter Zustimmung des Parlaments, gemäß den Wünschen der ganzen Nation, die es so verlangte. Lord Carteret war es vor allem, der dieses Friedenswerk betrieb, weil er hoffte, Preußen unverzüglich in den Krieg gegen Frankreich, den er plante, hineinziehen zu können. Schon hatte er, wie gesagt, in Flandern 16 000 Engländer und ebenso viele Hannoveraner zusammengebracht, zu denen noch 6 000 Hessen stießen. Der König von Schweden, Landgraf von Hessen, hielt die gleiche Anzahl im Dienste des Kaisers1, und es hätte geschehen können, daß durch die Soldatenehre Hessen gezwungen wurden, gegen Hessen zu kämpfen. So verblendet niedre Gewinnsucht die Menschen!

Die Versammlung dieser Truppen in Brabant machte den Franzosen aber nicht so viel Sorge, daß sie versäumt hätten, etwas zu Broglies Rettung zu tun. Maillebois wurde mit seinem Heere nach Böhmen geschickt, um den französischen Marschall und seine Armee aus dem belagerten Prag zu befreien. Die Pariser, die über alles ihre Witze machen, nannten das Entsatzheer die Mathuriner, well es Gefangene befreien sollte2. Maillebois ging bei Mannheim über den Rhein und rückte in der Richtung auf Eger vor.

Seitdem die Preußen Frieden gemacht hatten und die Sachsen nach Hause gegangen waren, hatte sich das Glück ganz für die Königin von Ungarn erklärt. Der Prinz von Lothringen hatte Pilsen genommen und lag jetzt vor Prag. Broglie hatte bei Bubenetsch in sehr ungünstiger Stellung gestanden. Das feindliche Geschützfeuer nötigte ihn, sie zu räumen und sich mit all seinen Truppen nach Prag zu flüchten, wo er sich sehr bald belagert sah. Die deutschen Truppen der Königin schlossen die Klein-Seite ein; die Ungarn, die Kroaten und die irregulären Truppen vollendeten die Einschließung vom Hradschin bis zum Neu-Tor und schlugen Verbindungsbrücken über die obere und untere Moldau. Für das denkwürdigste Ereignis bei dieser Belagerung gilt der große Ausfall der Franzosen, bei dem sie dem Feinde einen Verlust von 3 000 Mann an Toten und Gefangenen beibrachten und die Kanonen seiner Batterien vernagelten. Im Triumph kehrten die Marschälle Belle-Isle und Broglie mit den Gefangenen und den erbeuteten Siegeszeichen nach Prag zurück (19. August).


1 Friedrich I. war als Landgraf von Hessen mit Kaiser Karl VII. verbündet; außerdem hatte er sich verpflichtet, den Engländern gegen Subsidien Truppen zu liefern.

2 Der Orden der Mathuriner hat die Pflicht, christliche Gefangene aus türkischer Sklaverei freizulaufen.